Vermisste Lügner und andere Hoffnungsträger

“Sie wollen wissen, wie superintelligente Cyborgs gewöhnliche Menschen aus Fleisch und Blut behandeln könnten? Fangen Sie besser damit an, zu untersuchen, wie Menschen ihre weniger intelligenten tierischen Vettern behandeln. Das ist natürlich keine perfekte Analogie, aber es ist der beste Archetyp, den wir tatsächlich beobachten können, anstatt ihn uns nur vorzustellen.”
Juval Noah Harari,  israelischer Historiker

Eine Technik ist so gut wie nie nur „gut“ oder „schlecht“. Es ist schlichtweg nur eine technisches Mittel. Was die Menschen daraus machen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Man kann Sprengstoff nutzen, um der Erdkruste Erze zur Herstellung von wunderbaren Geräten zu entlocken. Man dann jedoch auch Bomben daraus bauen und die Geräte zur Schaffung von unsagbarem Leid nutzen.

So ist es auch mit dem, was sich im Moment unter der Sammelbezeichnung „Künstliche Intelligenz“ entwickelt. Es kann dem Menschen Arbeit abnehmen. Es kann aber auch dazu genutzt werden, horrenden Schaden zu verursachen. Es liegt in der Natur des Menschen, meistens jedoch nur in den Leithammeln unter den Menschen, jedes ihnen in die Finger fallende Mittel zu allererst auf seine Tauglichkeit als Waffe zu untersuchen.

Daher ist es wenig überraschend, wenn ChatBots und andere Tools des maschinellen Lernens für Meinungsmache und Wahlwerbung missbraucht werden. Was mich persönlich jedoch ein wenig zum Nachdenken anregt: warum denn eigentlich nur einseitig?

Mir scheint, wir sind da ganz schnell wieder bei der zentralen Frage aller Fragen: Cui bono? Als humanliberaler Globalist erschließt sich mir zwar das Gedankengut von populistischen Nationalisten nicht so ganz, aber auch wenn ich die Zielsetzung an sich nicht nachvollziehen kann, verstehe ich das Ansinnen, alle Register zu ziehen, um dieses Ziel zu erreichen.

Nur… warum geschieht das eigentlich so einseitig? Wir regen uns über die von rechter Seite gestreuten Fake-News auf. Wo sind denn die von links? Warum setzt sich niemand hin und flutet das Internet mit Falschmeldungen über barmherzige Asylsuchende und menschenrettende Migranten? Kann es sein, dass diese sogenannten Gutmenschen da schlichtweg keinen Nutzen von hätten?

Klar, man kann jetzt mit der ethischen Keule kommen. Es ist weder ethisch noch moralisch korrekt, unwahre Informationen zu verbreiten. Weder positive noch negative Berichterstattung sollte erfunden und erlogen sein. Aber seien wir doch mal ehrlich. Kann sich die Menschheit denn wirklich anmaßen, einen Begriff wie Ethik überhaupt guten Gewissens in den Mund zu nehmen? Seit Menschengedenken bis zum heutigen Tag lassen wir zu, dass einzelne alte Männer zum Größenvergleich ihrer Schwänze tausende junge Menschen in den Tod, zumindest aber in den Ruin treiben. Menschen, aus denen durchaus brillante Wissenschaftler, Künstler oder Staatsmänner hätten werden können. Nur bekamen sie niemals eine Chance dazu.

Die Lebensmittelüberwachung von Tiernahrung ist meistens besser, als die Umsetzung der Kontrolle von teilweise ohnehin zu laxen Gesetzen über die Nahrungsmittelherstellung für Menschen. So debattieren die angeblich fortschrittlichen Zivilisationen mit einer Leidenschaft über Tierwohl & Co., während sie es nicht einmal hinbekommen, flächendeckend lebenswerte Zustände für die Vertreter der eigenen Gattung Homo zu erschaffen. Es ist ein Trauerspiel, dass im 21sten Jahrhundert immer noch Kinder verhungern und Menschen an seit Jahrzehnten heilbaren Krankheiten sterben.

Nein, der zivilisatorische Umgang der globalen Menschheit untereinander ist eine riesige Dokumentation von Lug und Trug, von Bluff und Gier. Wenn da auch noch eine KI-Kampagne gegen den Rechtsdruck aufkommen würde, hätte niemand die Berechtigung, dies nach moralischen Maßstäben zu verurteilen. Also nochmal die Frage: warum gibt es solche Kampagnen nicht?

Weil keiner einen Nutzen daraus ziehen kann? Ist das nicht auch eine der Ursachen für die ewige Leidensgeschichte der SPD und inzwischen auch der Grünen? Eigentlich sagt einem der gesunde Menschenverstand, dass die Positionen dieser Parteien vernünftig und umsetzungswert sind. Aber wem würde eine Umsetzung denn nutzen? Genau: ALLEN. Und ist das wirklich gewollt? Was würde denn von marktwirtschaftlich auf Gewinnstreben der Anteilseigner ausgerichteten Unternehmen übrigbleiben, wenn man Gier und Machthunger beseitigen würde? Eben: gar nichts.

Mutter Theresa würde jederzeit einem Nonnenmörder vergeben. Doch umgedreht?

Es überrascht daher nicht wirklich, dass wenn denn tatsächlich mal aus dem linken Spektrum ein medienwirksames Aufmucken kommt, es sich zumeist um eher verurteilungswerte und keineswegs ‚der Sache‘ dienliche Aktionen handelt.

Gibt es eine Lösung für dieses Problem? Sollte jemand mal einen gemeinnützigen Verein zur Flutung des Internets mit positiven Falschnachrichten gründen? Vereinszweck: Schaffung eines ausbalancierten Chaos aus Desinformation? Ist es nicht traurig, dass es aussichtslos erscheint, heutzutage einfach nur mit Wahrheit und Fakten noch einen Blumentopf gewinnen zu können?

Satzungsformulierungsgrübelnde Grüße

Euer Clark

 

(angeregt wurde dieser Blogeintrag durch ein Video von Simplicissimus über den KI-Missbrauch zur Stimmungsmache)

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