Aller Anfang ist schwer…
„Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?“
Vincent van Gogh (*1853-1890), niederländischer Maler
Der erste Blogeintrag. Lange habe ich überlegt… soll ich, soll ich nicht, soll ich doch, oder doch lieber nicht? Der Mensch ist durchaus in der Lage, eine Herausforderung so lange vor sich her zu schieben, bis sie sich eventuell von ganz alleine erübrigt. Manche Menschen verfallen dieser Versuchung leichter, andere wirken nach außen, als seien sie immun. Aber in Wahrheit zweifelt jeder Mensch von Zeit zu Zeit. Erfolgreiche Menschen begreifen jedoch angeblich irgendwann, dass ein Aufschieben von Entscheidungen nur zu einer Vervielfältigung der Probleme führt, niemals aber zu einer zufriedenstellenden Lösung. Daher lieber ab und zu eine falsche Entscheidung treffen, als denn im Zustand der Unentschlossenheit herum eiern. Soweit die Theorie.
„Schreib doch mal ein Buch.“ Den Anstoß haben mir gerade in der letzten Zeit recht viele Menschen gegeben. Tatsächlich habe ich etwas in der Form auch vor, basierend auf meiner Reise nach Bali über den vergangenen Jahreswechsel. An so ein umfangreiches Werk kann man jedoch nur gehen, wenn man über ausreichende Ressourcen verfügt. Ein Punkt, an dem ich noch ein wenig arbeiten muss. Irgendwie habe ich zahlreiche Ideen, was ich in meiner Daseinszeit noch so alles anstellen könnte. Weit mehr Ideen, als ich in 24 Stunden eines Tages unterbringen kann. Also verschiebe ich das Projekt „Buch“ noch etwas in die Zukunft.
Es ist aber auch nicht nur die fehlende Zeit, die mich vom Niederschreiben meiner Urlaubsberichte abhält. Nein, zu einem großen Teil ist es auch unser heutiges Zeitgeschehen. Wo wandert unsere Gesellschaft denn gerade hin? Ohne allzu sehr über den geplanten Buchinhalt zu spoilern kann ich hier durchaus schon festhalten, dass mich meine Reise nach Bali in Sachen Umwelt extrem geschockt hat. Es ist eins, häufig in den Medien davon zu lesen, dass die Meere vermüllen. Aber es ist etwas ganz anderes, diese Unmengen von Plastik in der Natur mit eigenen Augen zu sehen. Und die Teilnahmslosigkeit, ja das blanke Desinteresse der Menschen vor Ort zu erleben. Da muss doch irgendjemand etwas unternehmen! So dachte ich es bei mir schon während meines Heimflugs.
Aber tatsächlich stoße ich in meinem Heimatland auf ein noch weit größeres Desinteresse. Man beschäftigt sich lieber mit künstlich geschürtem Neid, mit Missgunst und Hass. Die Zeiten, in denen auch das zweite Kind direkt an seinem achtzehnten Geburtstag ein fabrikneues eigenes Auto vor die Tür gestellt bekommen konnte und die ganze Familie es sich dennoch leisten konnte, drei Mal im Jahr in Urlaub zu fahren, sind vorbei. Wie furchtbar.
Seit gut zwei Jahrzehnten ist diese Entwicklung abzusehen, aber erst jetzt scheint in der berühmten Mittelschicht die Erkenntnis einzusetzen, dass der eigene Bestand schrumpft, während sich darunter eine Masse breit macht, für die sich Arbeiten wahrlich nicht mehr lohnt und die darüber sitzende Klasse das Arbeiten vor lauter überschüssiger Kohle auch kaum mehr nötig hat. Aber führt diese plötzliche Erleuchtung zu einem Sinneswandel und dem Wunsch nach Änderung des Systems? Nein, stattdessen sorgen lautstarke Steinzeit-Aktivisten mit ihren inhaltsleeren „früher war alles besser“-Parolen dafür, dass niemand mehr einem anderen auch nur das Schwarze unter den Fingernägeln gönnt.
Diese Entwicklung tagtäglich zu beobachten sorgt bei mir für einen enormen Frust. Frust, der durchaus auch beim Schreiben bremst. „Wem Deutschland nicht passt, der darf gerne gehen“, so wird unser Altbundeskanzler Helmut Schmidt häufig zitiert. Nur… wohin denn? Die Zeiten, zu denen an einer Grenze ein Land aufhörte, sind längst vorbei. Deutsche Autos im Ausland sind okay. Ausländer in Deutschland sind nicht okay. Deutsche Waffen in Kriegsgebiete liefern ist auch okay. Zurückkommen sollte aber bitte nur die leere Munition zum ordentlich deutschen Recycling. Wenn noch einer in der Lage sein sollte, vor den eingesetzten Kriegsmitteln wegzulaufen, liefern wir lieber noch eine bessere Ausbildung im Umgang mit den Waffen hinterher, statt uns damit abzufinden, dass Flüchtlinge unser zu zahlender Preis in diesem Spiel darstellen.
Wobei die derzeitige Völkerbewegung ja nur die Spitze des Eisberges darstellt. Eine lange absehbare Zuspitzung einer provozierten Ungleichheit. Ein Zustand, der in der Menschheitsgeschichte wahrhaftig nicht zum ersten Mal vorkommt. Die einzelnen Eskalationen mögen unterschiedlich erscheinen, immerhin sind die verfügbaren Mittel zwischenzeitlich ganz andere. Aber die zugrunde liegende Problematik ist seit Menschengedenken die Gleiche. Letztens ging das Wort „Vogelschiss“ verbunden mit einem lauten Aufschrei der Empörten durch die Medien. Wie verliefen denn die Interviews mit den Vogelschiss-Überlebenden vor 80 Jahren? „Ach, echt? Im Nachbarort wurden Juden abtransportiert und vergast? Davon habe ich nichts gewusst!“ Genauso wenig wissen wir heute davon, dass in Teilen Afrikas und des Nahen Ostens tagtäglich hunderte Menschen massakriert werden. „Gerda, ich kann nicht zusehen, wie du dich in der Küche so abmühst. Mach doch bitte die Tür zu“. Gute Lösung. Lasst uns die Grenzmauern höher bauen.
Wenn man dann die von den Medien wie auch der Politik recht offen nur einseitig mit Informationen versorgte öffentliche Diskussion verfolgt, bleibt manchmal nur noch ein verzweifeltes Kopfschütteln. Wie weit ist denn das Empfinden von wichtigen Sachverhalten inzwischen plump steuerbar geworden? Wenn man durch alte Schlösser läuft, wundert man sich schnell über allzu dick aufgetragenen Prunkt und Gloria, mit der die Herrscher vergangener Tage ihren Wohlstand zur Schau trugen. Nach einem mit offenen Augen durchgeführten Besuch der Regierungseinrichtungen in Berlin kommt man jedoch leicht zu der Erkenntnis, dass wir uns keineswegs weiterentwickelt haben. Okay, heute wird nicht mehr Gold und Stuck eingesetzt, aber auch mit Granit, Glas und Stahl lässt sich Protz vortrefflich ausdrücken. Solange man die Ressourcen zur Verfügung hat, mag es ja angehen. Aber spätestens in Zeiten enger zu schnallender Gürtel sollte man dann hier und da vielleicht den Ball flacher halten. Was für oben gilt, trifft unten genauso zu. Brot und Spiele funktionierte nicht nur bei den Römern zur Steuerung der Massen prächtig. Im zweiten Jahrtausend braucht man dafür vielleicht keine Gladiatoren mehr in eine Arena zu zwingen. Nein, da finden sich Freiwillige, die in den Dschungel gehen und rufen, da rausgeholt werden zu wollen. Andere technische Möglichkeiten, aber von A bis Z das gleiche Prinzip wie früher.
Mit all solchen Gedanken im Hinterkopf lässt sich nur schwer ein großer Text zu einem einheitlichen Thema produzieren. Sinnvoller ist es dann wohl, die Themen in unterschiedliche Blöcke zu zerlegen. Zumal sich auf diesem Wege auch besser die Gedanken und Eindrücke anderer mit einbauen lassen. Denn bekanntlich sind die Menschen geteilter Meinung: ich habe eine Meinung und Ihr teilt sie mit mir. Womit lässt sich solch ein Vorhaben besser umsetzen, als mit einem Blog? Also starte ich nun heute und hier meinen persönlichen Blog. Und bitte jeden Leser darum, seine eigene Sicht der Dinge in den Kommentaren zu hinterlassen. Mal schauen, ob sich daraus nicht ein richtig produktiver Austausch entwickelt.
Für mich selbst habe ich ein paar Regeln für diesen Blog festgelegt. Ein Bild als Blickfang und ein Zitat als Hinweis darauf, dass andere Menschen sich bereits mit dem behandelten Thema beschäftigt haben, nehme ich mir als Mindestbestandteil eines Blogeintrags vor. Alles darüber hinaus ist freiwilliges Beiwerk. Meine Erfahrung aus anderen von mir betriebenen Blogs lehrt mich, dass ein Höherhängen der Anforderungen zwar die Optik und die Lesefreundlichkeit der Einträge erhöht. Aber leider im Umkehrschluss auch die Veröffentlichungsfrequenz deutlich absenkt.
In einem Team von Menschen, mit denen man eine Art Arbeitsteilung aufbauen kann, lassen sich Referenzen und Bezüge auf andere Veröffentlichungen recherchieren. Da kann man nach YouTube-Clips, Liedtexten, berühmten Meinungsvertretern und all solchen unstreitig interessanten Dingen suchen. Genauso kann man ins Layout und die komplette Optik stunden-, ja tagelange Arbeitsleistung investieren. Die Frage, die man sich nur irgendwann stellen muss, ist die nach der Angemessenheit des Aufwandes. Welchen Zweck soll der Blog erfüllen? Doch eher diskussionsanregend wirken. Wenn es mir darum ginge, in absehbarer Zeit den Global Award für die ansprechendste Website zu erhalten, sollte ich mein Augenmerk vielleicht anders ausrichten. Aber das ist nicht der angestrebte Zweck dieser Seite. Also sind wir wieder beim Eingangsthema: Entscheidungen treffen. Kleine Schritte machen, aber vor allem Schritte machen! Keep it simple.
Eins noch… Ich bin auch für Anregungen und Themenvorschläge dankbar. Dieser Blog soll ja nicht zur Monolog-Veranstaltung von mir werden. Lasst mich wissen, welche Themen Eurer Ansicht nach ein genaueres Betrachten wert sein sollten. Ich werde dann einen Blick ins World Wide Web werfen, mir einen Eindruck verschaffen und diesen zusammen mit meiner eigenen Meinung hier einstellen. Geht dann nicht so hart mit mir um, wenn Eure Meinung eine andere sein sollte. 😉
Ich freue mich auf rege Diskussionen!
Beste Grüße
Clark
Was für ein freudiges Ereignis!
Lieber Clark, vielen Dank für den Blog. Für all Deine Gernleser eine große Freude.
Weiter so! Bleib dran und bring uns zum Denken!
Liebe Grüße
Ela
Ich gratuliere Dir zur Umsetzung Deiner Idee und freue mich, hier Deine interessanten Ansichten und Denkanstöße durchzulesen und anschließend selbst weiterzuspinnen. Gedanklich und- je nachdem- auch tatkräftig. Denn in puncto ‚Plastik-Vermüllt-Die-Welt‘ kann tatsächlich jeder im alltäglichen Leben auf sich und sein Handeln schauen und die Plastik-Vermeidung aktiv umsetzen. Dazu gehört schon, die nächste Generation- unsere Kinder dementsprechend zu erziehen.
Die Reglementierungen ‚von oben‘ weisen bereits in der richtigen Richtung: Verbot von Strohhalmen und Einweggeschirr sind ein gutes (kleines) Zeichen. Die automatische und kostenlose Plastiktüte-Verteilung in Supermarkt und Drogerie sind auch schon lange passé.
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In gewohnt präziser Wortgewandtheit; die Texte an passenden Stellen zum Schmunzeln verfasst, wird es Deinen Lese-Fans gut gefallen, immer wieder von Dir zu lesen. Ich bin ein Fan