Schwarzes Gold für schwarze Zeiten

„Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.“
Dwight D. Eisenhower, US-amerikanischer General und Präsident

Heute in den Nachrichten: Vor Gibraltar ist ein Öltanker ist auf dem Weg nach Syrien festgesetzt worden.

https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_86039650/eu-oelembargo-gibraltar-stoppt-supertanker-illegale-lieferung-an-syrien-.html

Ein Artikel, der mich ins Grübeln bringt. Nicht, weil hier ein Embargo umgangen werden sollte. Daraus eine Schlagzeile zu machen ist eher zum Schmunzeln. Ich gehe davon aus, dass sowas vollkommen ’normal‘ ist. Und vermutlich lassen sich auch nur diejenigen dabei erwischen, die sich blöd anstellen. Bei richtigen Profis werden Lieferungen in verbotene Gebiete vermutlich irgendwie legal dargestellt. Das Gewerbe der Schmuggler ist sicherlich mindestens genauso alt, wie die blödsinnige Idee der Menschen, den Globus mit willkürlichen Grenzlinien zu überziehen. Eine ‚Überraschung‘ ist das Aufbringen eines Frachters mit diesem Vorhaben also nicht.

Nein, was mich stutzig machte, war der Ort des Aufbringens. Ich war in Geographie nie wirklich gut. Ohne mein Navi verfahre ich mich grundsätzlich immer. Aber so ein paar Eckdaten hat jeder Mensch irgendwann dann doch im Kopf. Der sogenannte ‚Nahe Osten‘ liegt im Osten. Sagt irgendwie der Name schon. Gibraltar und Spanien kennt man aus dem Urlaubskatalog als im Westen des Mittelmeeres gelegen. Beides aus deutscher Sicht verhältnismäßig weit auseinander. Sicherheitshalber starte ich doch zusätzlich auch nochmal Google Maps und zoome mich ans Ostende des Mittelmeers. Israel und Syrien, das Ziel des Frachters, sind da nicht zu übersehen. Im Norden grenzt Syrien an die Türkei; ist ja aus der Berichterstattung über die Flüchtlingsrouten längst bekannt. Weiter im Osten hat Syrien eine Grenze zum Irak. Irak. Hatte ich das nicht eben schon mal gehört? Wie hieß noch gleich das Nachbarland des Irak? Ach ja, Iran. Die Herkunft des Rohöls auf dem Frachter.

Moment! Der Irak bringt es zwischen Syrien und Iran auf Syrien und Iran auf 200 bis 500 Kilometer Breite. Da Straßen oder Eisenbahnschienen niemals in Luftlinie verlaufen, verdoppeln wir die Zahl. Das geschmuggelte Öl sollte also maximal knappe 1.000 Kilometer weit transportiert werden. Allerdings… Wasserstraßen gibt es auf der Strecke nicht wirklich.

Und jetzt schauen wir nochmal, wo der Frachter gestoppt wurde. Zig tausende Kilometer weiter westlich. Wenn man sich den Text des Videos nochmal anhört, bekommt man am Ende auch bestätigt: dieser Kahn ist mit der Ladung aus dem Persischen Golf an Afrika vorbei nach Süden ums Kap der guten Hoffnung und wieder hoch bis nach Europa geschippert. Und hätte nun noch an Italien vorbei das ganze Mittelmeer durchfahren sollen. Das macht in Summe locker 20.000 Kilometer Seeweg, nur um eine einzige Ladung Öl abzuliefern.

Solche Beispiele sind es, die mich aufregen, wenn mich jemand fragt, warum ich noch fliege, wo das doch so schädlich für die Umwelt ist. Ja, ist es. Aber unsere minimalistisch ausgeführten Ansätze zum Klimaschutz in Europa sind sowas von vollkommen überflüssig, wenn man nicht endlich mal anfängt, die wirklich großen Übel auf dieser Welt zu beseitigen. Für das, was dieses eine Boot auf dieser einen Fahrt an Ruß in die Atmosphäre geblasen hat, könnten wir in Deutschland sämtliche Autos mit Dieselmotor einen Monat lang rund um die Uhr laufen lassen.

Ich bin kein Pazifist. Es gibt Konflikte, die kann man nur mit harter Hand lösen. Insbesondere in einer Welt, in der Hirn knapp zu werden scheint. Aber dennoch sehe ich in der beschleunigten Beendigung der globalen Konflikte die allererste Maßnahme zum Klimaschutz.

Sämtliches Kriegsmaterial ist von Abgasvorschriften ausgenommen. In einem Gespräch letztens bekam ich an diesem Punkt vorgehalten, dass die richtig großen Pötte ja atomar betrieben seien und deshalb keine Abgase produzieren. Ja, ist das denn besser? Was passiert denn mit einem atomar betriebenen Kriegsschiff, dass versenkt wird? Ach ja, die sind ja so gut gepanzert, dass das nicht passieren kann. Das dachte man von der Bismarck damals auch. Ist aber auch egal, ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft. Dreck ist Dreck. Und Kriegsdreck ist ganz klar vermeidbarer Dreck. Inklusive des ganzen Kollateraldrecks, wie beispielsweise aus Öl-Schmuggel-Bootsfahrten.

Was man nur alleine mit der gewonnen menschlichen Energie und Geisteskraft alles umsetzen könnte. Aber das versuchte die Flower-Power-Generation in den 60enr des vergangenen Jahrhunderts auch schon mal in die weite Welt hinaus zu tragen. Enorm viele dieser Hippies endeten später im Anzug an den Schaltstellen weltumspannender Unternehmen. Konnten sich im Glanze der Kohle da aber nicht mehr an ihre alten Ideale erinnern. Warum bekommt man hier keinen Neustart hin? Sind die Friday-for-Future-Kids noch zu jung? Oder haben wir Alten nur nicht genug Mumm?

Stattdessen belebt man das Säbelrasseln des Mittelalters wieder neu. Schauen wir uns den Clip über die Schiffs-Festsetzung nochmal an. Was für ein politisches Geschacher. „Mein Gewässer“. „Nein, mein Gewässer“. „Das erkenne ich aber nicht an, das ist meins!“. Ein einziger Kindergarten. Der Brexit ist noch nicht durch. In meinen Augen handelt es sich um europäisches Gewässer! Aber an solchen Kinkerlitzchen reibt sich dann die vollkommen aufgeblähte Bürokratie zu einem Monster auf, mit dem die Bevölkerung eigentlich nichts mehr zu tun haben will.

Und dann noch das Affentheater in Brüssel oben drauf. Eine Soap Opera vom Feinsten. Eine vollkommen ohne Not herbeigeführte Demontage jeden Glaubens an die funktionierende Demokratie. Nicht der Bessere gewinnt. Schon gar nicht der Wille des Volkes gewinnt. Nein, nur wer die besseren Kontakte und Schmiermittel hat, kann gewinnen. Sollte sich der aktuelle Vorschlag als zukünftige Kommissionschefin wirklich durchsetzen, brechen wahrlich schwarze Zeiten an. Mit noch mehr Kriegsschiffen. Und noch mehr Schmugglern. Und noch längeren Umwegen, die in Kauf genommen werden, um ans Ziel zu kommen. Das Ziel ist dabei wie immer nur das Geld. Klima? Gesellschaft? Wohlstand? Friede? Wer braucht denn sowas?

Einen gefrusteten Gruß

Euer Clark

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